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Monterey Historic Races
1998
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- Porsche über
alles
- Ein blau-gelber
Ferrari?
- Ein Vierzylinder
und ein Ex-Vierzylinder
- Im Dino durch
die Corkscrew
- 250 TR im
Doppelpack
- Guter Anschluß
an andere Events
Laguna Seca
gab es 1998 etwas zu feiern: Genau 25 Jahre war
es her, daß es die ersten Monterey Historic
Races gab. Die diesjährige Ausgabe, die vom
14. bis zum 16. August 1998 auf der 3,563 km
langen Rennstrecke in den Bergen unweit des
kalifornischen Badeortes Monterey über die
Bühne ging, hatte traditionell ein besonderes
Thema.
Standesgemäß zum
50jährigen Jubiläum stand in diesem Jahr
Porsche im Mittelpunkt, und vom allerersten 356
mit Mittelmotor über 550 Spyder, 908, 917 und
962 bis hin zum Le Mans-Siegerwagen aus diesem
Jahr war nahezu jedes Modell vertreten. Gleiches
traf auf die Fahrer zu, und mit Brian Redman,
Hans Hermann, Vic Elford und Derek Bell befanden
sich auch einige Fahrer mit Ferrari-Vergangenheit
darunter. Autos aus Maranello waren dagegen
Mangelware, obwohl sich einige besonders schöne
Stücke eingefunden hatten.
Ältester
der sechs Ferrari in Laguna Seca war der 375 MM
Spider Pinin Farina s/n 0374AM (1953) von Chris
Cox, der erst kürzlich den Weg aus Japan in die
USA gefunden hatte. Als der Wagen dort in der
Sammlung von Yoshiyo Matsuda gestanden hatte, war
er schlicht und einfach Rot gewesen. Sein neuer
Besitzer hat ihn in der Werkstatt der Symbolic
Motor Car Company in der Farbe lackieren
lassen, in der er in der Hand von Erstbesitzer
José Maria Ibanez in Argentinien Rennen gefahren
ist: Hellblau mit gelbem Mittelstreifen.
Für einen Ferrari
ist diese Farbkombination natürlich mehr als
ungewöhnlich, und bestimmt wird der eine oder
andere Ferrari-Fan im Fahrerlager an diesem Auto
vorbeigegangen sein, ohne es als Produkt aus
Maranello zu identifizieren.
- Der 500
Mondial s/n 0468MD hatte ebenfalls erst
kurz vorher den Weg in die Vereinigten
Staaten gefunden. Er kam aus England,
befindet sich nun im Besitz von Jon
Shirley und wird in der Werkstatt des
ehemaligen Formel-1-Rennfahrers Pete
Loveley in Seattle, Washington, gewartet.
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- Besonders
interessant ist der Ort der
Erstauslieferung: Der Spider Scaglietti
ging als Neuwagen nach Äthiopien.
- Das größte
Ferrari-Aufkommen gab es in Rennen 6A.
Deren vier waren hier vertreten, obwohl
dies nicht ganz korrekt ist, denn Mike
Callaham lies seinen mit einem V12
ausgerüsteten 625 TR s/n 0680MDTR am
Samstagnachmittag während des Rennens
stehen.
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- Er hätte
ohnehin nur den 17. Startplatz des
20-Auto-Feldes mit dem ex-John von
Neumann-Auto innegehabt.
Noch weniger
erfreulich war das Qualifying für Terry Jones
verlaufen, denn er konnte überhaupt nicht
fahren. Also mußte er mit seinem Dino 246 S s/n
0778 von der letzten Position ins Rennen gehen,
was ihn zum Mann des Rennens machte, denn als
nach neun Runden das Rennen abgewunken wurde, war
er Dritter.
Mit dem
Sechszylinder, der 1960 als Werkswagen zum
Einsatz gekommen war, rollte Jones (fast) das
gesamte Feld von hinten auf, und es war eine
Freude, ihm dabei zuzusehen, wie er am Limit
fuhr. Besonders in der berühmten Corkscrew
ließ er den kleinen Wagen spektakulär driften.
Ein paar Details aus der Geschichte von s/n 0778:
Er kam 1960 als Werkswagen zum Einsatz, und bei
den 1000 Kilometern von Buenos Aires bewegte ihn
kein Geringerer als José Froilan Gonzales.
Während der Saisonauftakt mit einem Ausfall
geendet hatte, sah es bei der Targa Florio besser
aus, denn Mairesse/ Scarfiotti/ Cabianca wurden
Vierte.
Dann kam der 22.
Mai 1960 und die spektakulären Bilder, die
geschossen wurden, als s/n 0778 in den Boxen des
Nürburgrings beim Nachtanken in Flammen aufging,
machten seinerzeit ihren Weg durch die
Motorsport-Gazetten. Die Überreste des Dino
wurden in die Fabrik zurückgebracht und dort
entstand daraus wieder ein Auto, das in die USA
verkauft wurde.
- Aber wieder
zurück ins Jahr 1998 und an die
faszinierende Rennstrecke von Laguna
Seca: Die beiden Ferrari im Rennen 6A,
die bisher noch keine Erwähnung fanden,
waren die 250 TR s/n 0754TR und 0756TR.
Die beiden Spider Scaglietti, die laut
ihrer Fahrgestellnummern hintereinander
entstanden, wurden von ihren Besitzern
David Love und Lou Sellyei jr. eher
gemächlich auf die Plätze 13 und 14
gefahren.
- Beide
gehören zum festen Stamm in Laguna Seca
und sind aus der amerikanischen
Klassiker-Rennszene nicht wegzudenken.
Der historische Exkurs lehrt uns
Folgendes: Der 250 TR s/n 0754TR wurde -
damals keineswegs unüblich - nach
Mittelamerika, genauer gesagt, an
Jaroslav Juhan in Guatemala,
ausgeliefert. Juhan setzte den
12-Zylinder zusammen mit François Picard
in Le Mans ein, allerdings ohne Erfolg.
Hätte der Ferrari ein Gedächtnis,
würde er sich bestimmt nicht gerne an
Laguna Seca erinnern, denn hier wurde er
1960 bei einem Unfall arg demoliert.
- Sein
Geschwisterchen, s/n 0756TR, brannte bei
den 24 Stunden von Le Mans 1958 aus,
nachdem sein Fahrer, Bruce Kessler, mit
einem Jaguar kollidiert war, dessen
Fahrer bei dem Unfall starb. Später
wurde der Ferrari instandgesetzt und an
Dick Morgensen in Phoenix, Arizona,
verkauft, der ihn in zahlreichen Rennen
an der Ostküste mit großem Erfolg fuhr.
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Resümee des
Wochenendes: Die Monterey Historic Races
waren allemal eine Reise wert, besonders, weil
man den Besuch an der staubigen Rennstrecke mit
Abstecher auf den noblen Rasen der
Schönheitswettbewerbe von Carmel (Concours
Italiano) oder Pebble Beach verbinden kann, die
traditionell zeitgleich stattfinden und nur
wenige Autominuten entfernt sind, jedenfalls bei
gemäßigter Verkehrslage.
Gregor
Schulz
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