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48th annual

Pebble Beach

Concours d'Elegance

Pebble Beach, 16. August 1998

Die ehrenwerte Jury
Sergio Scaglietti zu Ehren
Zwei besondere 375 MM
Der erste 250 Testa Rossa
Denise McCluggages Spielzeug
Und die anderen Ferrari...
Eine lange Tradition
Best of Show
Und so entschieden sich die Juroren

Phil Hill, Stirling Moss, Paul Frère und Sergio Scaglietti - Könnte man sich jemand Geeigneteren vorstellen, wenn es um die Beurteilung des Designs und der Ausstrahlung von Ferrari der 1950er und 1960er Jahre geht? Die drei Rennfahrer und der modeneser Karosseriebauer waren Mitglieder der Ehrenjury beim 48. Councours d'Elegance in Pebble Beach, der am 16. August 1998 zelebriert wurde.

Judges.98PB.001

Natürlich hatten sie nicht nur über Ferrari zu entscheiden, denn auf dem edlen Rasen des Golfclubs am 17 Mile Drive versammelt sich traditionsgemäß das Beste, was jemals an Automobilen produziert worden ist. Gegen die majestätischen Duesenberg, Packard, Mercedes und Bugatti, wirkten die Ferrari wegen ihrer geringen Größe zwar mitunter etwas verloren, trotzdem zollten ihnen die Besucher mindestens ebensoviel Aufmerksamkeit. Schließlich gab es eine bemerkenswerte Riege maranelleser Pretiosen zu bestaunen.

1998 gab es eine besondere Klasse für Autos der Carrozzeria Scaglietti. Sergio Scaglietti freute sich sehr über diese Ehre und hatte es sich nicht nehmen lassen, selbst nach Kalifornien zu kommen. Dies war insofern bemerkenswert, da es die erste Flugreise überhaupt für den Mann aus Modena gewesen ist.

250 TR s/n 0666 98PB.001Sergio Scaglietti

Die Class O - Scaglietti Coachwork wurde selbstredend von Ferrari dominiert. Genauer gesagt hatte sich nur ein anderes Fabrikat eingeschlichen, nämlich eine 1959er Corvette, die optisch sehr an einen 250 GT TdF erinnerte und wohl als Zugeständnis an den amerikanischen Austragungsort des Concours gewertet werden darf.

Die herausragenden Stücke waren zwei 375 MM. Der Spider Scaglietti s/n 0366AM von Scott Rosen hatte sein Leben als Spider Pinin Farina begonnen und wurde nach einem Jahr für seinen zweiten Besitzer mit einer Karosserie im neuen Stil von Scaglietti versehen.

375 MM s/n 0366AM 98PB.001375 MM s/n 0366AM 98PB.002

Auch das 375 MM Coupé s/n 0402AM von Jon Shirley war ein Spider Pinin Farina gewesen, bevor sich Sergio Scagliettis seiner annahm. Im Auftrag des italienischen Filmregisseurs Roberto Rosselini und seiner Ehefrau Ingrid Bergmann entstand ein Coupé von atemberaubender Eleganz, das dem Betrachter jener Zeit noch weit mehr beeindruckt haben muß, als dies heute der Fall ist.

375 MM s/n 0402AM 98PB.001375 MM s/n 0402AM 98PB.003375 MM s/n 0402AM 98PB.006

Mitte der 1950er Jahre war eine derartige Linienführung mehr als nur futuristisch. Welche Ausstrahung der 375 MM auch 1998 besitzt, zeigten die zwei Preise, mit denen er bedacht wurde: Mit der Luigi Chinetti Memorial Trophy für den besten Ferrari des Concours und mit dem ersten Platz in der Class O.

Ein weiterer Meilenstein aus der Hand Scagliettis war der 250 TR Pontoon Fender, mit dem die Italiener seinerzeit Maßstäbe im Rennwagenbau setzten. In Pebble Beach war der allererste dieser Serie zu bewundern, der 250 TR s/n 0666 (Besitzer: Fred Peters und Charles Betz). Das Auto hatte allerdings zuerst eine andere Karosserie im Stil seines Vorgängers, des 500 TRC, und war im Zuge der Weiterentwicklung mit der neuen Karosserie versehen worden. Der erste Testa Rossa hatte eine lange Rennkarriere, deren Highlight ein 2. Platz bei den 1000 Kilometern von Buenos Aires 1958 war.

250 TR s/n 0666 98PB.007250 TR s/n 0666 98PB.004

Gemessen an diesen sehr speziellen Fahrzeugen erschienen die anderen Scaglietti-Ferrari in Pebble Beach, darunter der 250 GTO s/n 3943GT (Tom Price), der 250 GT Spider California s/n 1431GT (David B. Smith) oder der 250 GT SWB s/n 1539GT, fast schon wie Massenprodukte.
 
250 GTO s/n 3943GT 98PB.001250.GT.SWB.1539GT.98PB.001
 
Bei letzterem ließ aber spätestens die Chassisnummer aufhorchen, denn beim Wagen von Lorenzo Zambrano aus Mexico handelt es sich um die allererste Berlinetta mit kurzem Radstand. Nach einer Restaurierung offenbart das Ausstellungsstück des Pariser Salons 1959 all seine kleinen Details, die es von den späteren Exemplaren unterscheiden.

Das neueste Exemplar aus Scagliettis Werkstatt, das in dieser malerischen Umgebung direkt am Pazifik Aufstellung genommen hatte, war eines von zehn echten 275 GTS/4 Spider NART. Das hellgelbe Auto s/n 09437 ist das erste der Miniserie und hat mit Abstand die interessanteste Geschichte - zumindest, was den Rennsport betrifft.

275 GTS/4 s/n 9437 98PB.002 275 GTS/4 s/n 9437 98PB.001

Die rennfahrende Journalistin Denise McCluggage (die übrigens auch ein Mitglied der Jury war) und "Pinky" Rollo fuhren ihn 1967 im 12-Stunden-Rennen von Sebring auf den 17. Platz. Heute gehört der amerikanischste aller Ferrari, der nur für den US-Markt im Auftrag Luigi Chinettis gebaut worden war, Bruce Lustman aus Aspen, Colorado.

Die Ferrari der soviel Besonderheit und der Anwesenheit von Sergio Scaglietti himself ein wenig, waren aber nicht unbedingt weniger interessant. Der 166 MM s/n 0006M von Bud Lyon war der älteste Ferrari in Pebble Beach und heimste die Strother MacMinn Memorial Trophy als Most Elegant Sports Car ein.
 
166 MM s/n 0006M 98PB.007166 MM s/n 0006M 98PB.002166 MM s/n 0006M 98PB.006
 
Die zierliche Barchetta befindet sich in einem hervorragenden Zustand und ist ein Beispiel für die ersten Schritte von Enzo Ferrari als Autobauer. In seiner Klasse belegte das Auto im Touring-Kleid nur den zweiten Platz hinter dem 342 America Cabriolet Pinin Farina s/n 0248AL von Lorenzo Zambrano.
 
342 America s/n 0248AL 98PB.006342 America s/n 0248AL 98PB.001
Von diesem wunderschönen, wenn auch etwas schwerfälligem, Auto wurden nur zwei Exemplare gebaut, und das in Pebble Beach gezeigte, stand schon einmal in den USA im Rampenlicht: 1954 auf der New York Motor Show. Class M - Ferrari 1947-1968 erblaßten angesichts von
Das 400 Superamerica Cabrio s/n 1611SA, der 275 GTS s/n 07885 und der 330 GTC s/n 11517 rundeten die Ferrari-Präsentation ab.
Ganz abgesehen von den Autos im Allgemeinen und den Ferrari im besonderen hat der Concours d'Elegance von Pebble Beach eine einmalige Ausstrahlung. Glänzenden Lack und Chrom auf penibel gepflegtem Rasen in einer Buch am Pazifik - so etwas bekommt man sonst nirgends geboten.

Pebble Beach Golf Club 98PB.001

Außerdem haben nur wenige Veranstaltungen eine so lange Tradition. Und dabei hat der Schönheitswettbewerb in Pebble Beach noch eine weitere Besonderheit: Er schaffte nahtlos den Übergang von der Neuwagenshow zum Mekka der Klassikerszene. Der erste Concours wurde 1950 von einem brandneuen Edwards R-26 Roadster gewonnen und noch 1968 votierten die Juroren für einen gerade vier Jahre alten Maserati Mistral.

In diesem Jahr ging die begehrte Trophäe Best of Show übrigens an den Bugatti 57CS Corsica Roadster und seinen Besitzer John Mozart.

Bugatti.57.SC.Corsica.98PB.001

Der stolze Eigentümer war vorher noch dabei beobachtet worden, wie er mit Wattestäbchen den letzten Staub von seinem 60 Jahre alten Sportwagen entfernt hat. Und das hat sich offensichtlich gelohnt.

Class M - Ferrari 1947-1968
1. Platz
342 America Cabriolet Pinin Farina s/n 0248AL, Lorenzo Zambrano
2. Platz
166 MM Barchetta Touring s/n 0006M, Bud und Thelma Lyon
3. Platz
400 Superamerica Cabriolet Pininfarina s/n 1611SA, Oscar Davies
 
Class O - Scaglietti Coachwork
1. Platz
375 MM Coupé s/n 0402AM, Jon Shirley
2. Platz
259 GT Spider California s/n 1431GT, David Smith
3. Platz
250 GT SWB s/n 1539GT, Lorenzo Zambrano

Gregor Schulz

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