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Goodwood Festival of Speed
1998
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- Phil Hill
und die Carrera Panamericana
- Der
berühmteste 250 GT
- Erinnerungen
an die Turbos
- Andretti
war da, Ickx leider nicht
- Die
Ferrari beim Festival
of Speed
- An
irgendeiner Stelle besagt die Bibel, daß
den fetten Jahren die mageren folgen
sollen. Das Gleichnis läßt sich
hervorragend auf die bisherigen Auflagen
des Goodwood Festival of Speed
übertragen - zumindest, was das Wetter
betrifft. Denn nach Jahren mit schönstem
Sonnenschein regnete es nun im zweiten
Jahr hintereinander, und die Wiesen rund
um das Goodwood House verwandelten sich
in braune Flächen.
- Nach dieser
Schilderung der englischen Wetterlage,
nun zum Kern des Festivals, den Autos und
den Fahrern. Natürlich durfte man nicht
erwarten, eine ähnlich eindrucksvolle
Ansammlung von Ferrari vorzufinden, wie
im letzten Jahr. Schließlich bot das
50jährige Jubiläum der Marke 1997
besonderen Anlaß zum Feiern. Aber
immerhin fanden sich 16 mitunter sehr
seltene und einmalige Ferrari im Garten
des Earl of March ein, um am berühmten
Bergrennen oder dem Designwettbewerb
'Cartier Style de Luxe' teilzunehmen.
Beim Concour d'Elegance traf man den
ältesten Ferrari: Den 166 Inter s/n 021S
mit einer Karosserie von der Stablimenti
Farina.
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- Dieses frühe
Produkt aus Maranello rollte auf den für
die Straßenmodelle dieser Zeit typischen
Stahlrädern und wurde beim
Schönheitswettbewerb nur vom 340 Mexico
s/n 0266AT unterstützt.
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- Die Besitzer
der anderen Ferrari zogen es vor, ihre
Autos zu fahren oder fahren zu lassen.
Die ohne Frage bedeutendste
Auto-Fahrer-Kombination stellten Phil
Hill und der 375 MM Vignale Spider mit
der Fahrgestellnummer 0286MM. Mit diesem
Auto hatte der gerade am Anfang seiner
höchst erfolgreichen Karriere stehende
Kalifornier 1954 den zweiten Platz in der
Carrera Panamericana 1954 belegt.
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- Bevor der
Ferrari vor über 40 Jahren Europa
verließ (wohin er übrigens 1998
erstmals zurückkehrte), war er ein
Werkswagen gewesen und hatte mit der
weltmeisterlichen Paarung Ascari-Farina
beim ersten 1000-Kilometer-Rennen auf dem
Nürburgring gesiegt.
- Phil Hill
genoß die Fahrt in 'seinem' Auto, das er
schon im letzten Jahr kurz nach
Beendigung der Restaurierung in Laguna
Seca gefahren hatte.
- Als passendes
Gegenstück zum offenen weißen 375 MM,
der heute dem Chef des Champcar-Teams
Pacwest, Bruce McCaw, gehört ,war in
Goodwood die 375 MM Berlinetta Pinin
Farina s/n 0358AM des Franzosen Jean
Sage.
- Aus der
gleichen Epoche stammt der 750 Monza s/n
0518M, der nach einer längeren
Restaurierung erstmals wieder bei einer
großen Veranstaltung zu sehen war. Der
ehemalige Vierzylinder aus dem Beitz von
Paul Kunkel verfügt seit langem über
einen V12. Außerdem in Goodwood: Paul
Vestey und der wohl berühmteste aller
250 GT, die Berlinetta Competizione LWB
s/n 0677GT, mit der Olivier Gendebien
1957 die Tour de France und den Grand
Premio Tazio Nuvolari, letztes Teilstück
der Mille Miglia, gewann.
- Die anderen
Ferrari beim Festival of Speed
waren meist um einiges jünger. Nur der
250 GTO s/n 3757 GT von Nick Mason hat
noch einen Frontmotor. Bei dieser
Gelegenheit überließ der
Pink-Floyd-Drummer das Lenkrad des
Le-Mans-Dritten von 1962 seiner Gattin
Annette und zwängte sich selbst in den
512 BB LM s/n 27577 aus dem Bestand
seiner Firma Ten Tenths Ltd.
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- Mit dem GT
aus den frühen 80er Jahren war der
rennerfahrene Musiker dann auch als
schnellster (gezeiteter) Ferrari-Pilot
des Wochenendes unterwegs. Er erklomm den
Hügel im Park von Goodwood House in
62,34 Sekunden und distanzierte auf dem
1,16 Meilen langen Bergaufstück sogar
Ferraris Formel-1-Testfahrer Luca Badoer
um über acht Sekunden! Badoer stellte
sozusagen die offizielle Abordnung aus
Maranello dar.
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- Da Badoer
schon so selten mit einem Formel-1-Wagen
zum Testen kommt, durfte er hier den 333
SP s/n 021 von Ray Bellm fahren. Weil
Ferrari (im Gegensatz zu den meisten
britischen Teams) auf die Teilnahme in
Goodwood verzichtete, blieb es McLaren
überlassen, ihre augenblickliche
Siegesserie um einen weiteren Erfolg zu
erweitern. Testpilot Nick Heidfeld
sprintete im MP4/12 des Vorjahres in nur
48,3 Sekunden den Berg hinauf. Der
modernste Ferrari Formel 1 in Goodwood
fuhr nicht, sondern stand wegen des
Regens die ganze Zeit im trockenen Zelt.
Es war der 412 T2 s/n 161, mit dem Jean
Alesi seinen ersten und (bisher) einzigen
Sieg gefeiert hatte.
- Ex-Grand-Prix-Pilot
Stefan Johansson steuerte den 156 F1/85
s/n 082, mit dem er vor 13 Jahren
immerhin zwei zweite Plätze
herausgefahren hatte. Nach wenigen 100
Metern rauchte das Auto wie eine der in
England so beliebten Dampfmaschinen und
weckte bei den Zuschauern an der Strecke
Erinnerungen an gute alte Turbo-Zeiten.
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- Ein eigens zu
Betreuung des Autos angereister Techniker
aus Maranello versicherte jedoch, daß
das kein ernstes Problem gewesen sei und
die Rauchentwicklung des Turbos nach
langen Standzeiten nichts Ungewöhnliches
ist.
- Sally
Mason-Styrron hatte mit ihrem 246 Tasman
s/n 010 vor dem Einsatz auch ein paar
Probleme. Die zierliche Engländerin
sorgte sich um ihren kleinen Dino, der
nicht so richtig funktionieren wollte.
Aber dann lief er doch, und Sally konnte
ungehindert fahren.
- Zum Showcar
degradiert war der 312 B1 s/n 001, der
extra für Jacky Ickx aus der Sammlung
von Pierre Bardinon nach Goodwood
gebracht worden war. Die belgische
Motorsportlegende Ickx hatte kurzfristig
absagen müssen und der Grand-Prix-Wagen,
mit dem er 1970 Vizeweltmeister geworden
war, stand unbeachtet im Fahrerlager.
- Eine andere
lebende Legende konnte auch nicht nach
Goodwood kommen, schickte aber dafür
eines seiner Autos: David Piper saß
andernorts am Steuer und überließ
Andrew Fletcher seinen 330 P4 s/n
Piper0900, der mit dem Ferrari 'Made by
Piper' immerhin schneller als Luca Badoer
an den Alleebäumen, Mauern und
Strohballen vorbeifuhr.
- Die Namen von
Mario Andretti und John Surtees sollen an
dieser Stelle stellvertretend stehen für
die Ferrari-Piloten, die zwar in Goodwood
waren, aber mit anderen Marken an den
Start rollten.
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- Übrigens ist
das Festival of Speed nicht die
letzte Rennveranstaltung 1998 in Goodwood
gewesen. Im September feiert der Earl of
March nach fast 30jähriger Ruhepause die
Wiedereröffnung des Goodwood Motor
Circuit. Man darf gespannt sein, was
er sich dafür einfallen läßt. Wenn es
so wird, wie das Festival, braucht man
sich keine Sorgen zu machen.
Gregor
Schulz
Model |
Chassis |
Owner (Driver) |
312 B |
001 |
Pierre Bardinon |
Dino 246 Tasman |
010 |
Sally Mason-Styrron |
156/85 F1 |
082 |
Ron Aitken (Stefan
Johansson) |
412 T2 |
161 |
Carlos Monteverde |
333 SP |
021 |
Ray Bellm (Luca Badoer) |
166 Inter Stablimenti Farina |
021S |
anonymous |
340 Mexico Berlinetta
Vignale |
0226 AT |
Carlos Monteverde |
375 MM Spider Vignale |
0286AM |
Bruce McCaw (Phil Hill) |
375 MM Berlinetta Pinin
Farina |
0358AM |
Jean Sage |
750 Monza Spider Scaglietti |
0518M |
Paul Kunkel |
250 GT LWB |
0677GT |
Paul Vestey |
330 P4 |
0900 |
David Piper (Andrew
Fletcher) |
250 GTO |
3757GT |
Annette Mason |
512 BB LM |
27577 |
Nick Mason |
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