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Michael vor Eddie, aber hinter David

Imola, 26. April 1998

Platz zwei und drei im Ferrari-Land
Tower Wings: Eine Frage des Geschmacks
Testen für Barcelona und noch viel Arbeit

O.k., ein Sieg auf italienischem Boden hätte der Scuderia Ferrari Marlboro noch besser zu Gesicht gestanden. Aber die Plätze 2 und 3 beim Großen Preis von San Marino sind alles andere als zu verachten und zeugen von einer exzellenten Performance der Scuderia und ihrer Piloten. Michael Schumacher folgte dem Sieger David Coulthard im McLaren-Mercedes nur mit 4,554 Sekunden Rückstand über die Ziellinie, während Eddie Irvine einen Respektabstand von fast 50 Sekunden auf seinen Teamkollegen hatte.

Bereits in Training und Qualifying hatte sich abgezeichnet, wie die Rollen vor dem ersten Saisonlauf auf europäischem Boden verteilt sein würden: Silberpfeile von Mika Häkkinen und David Coulthard dominierten, aber die Ferrari-Piloten reservierten sich am Samstag im Qualifying die zweite Startreihe: Michael Schumacher (1:26,437) vor Eddie Irvine (1:27,169). Die Zeit, die es zu schlagen gegolten hätte, lautete 1:25,973 und war vom späteren Sieger David Coulthard gefahren worden.

Schon am Freitag fiel an Eddie Irvines Ferrari F300 (s/n 185) eine Neuerung auf: erstmals vertraute auch die Scuderia auf die neuartigen Tower Wings, die Tyrrell im letzten Jahr in der Formel 1 eingeführt hat und die nach und nach von vielen Teams adaptiert werden. Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten, aber Fakt ist, daß die Zusatzflügel rund 80 kg mehr Abtrieb produzieren. Und wie Michael Schumacher so treffend bemerkte: "Wenn es uns schneller macht, ist es mir ganz egal, wie es aussieht." Ab Samstag benutzte auch der zweimalige Weltmeister die aerodynamischen Hilfsmittel an seiner s/n 186.

Beim Start setzten sich die ersten drei des Trainings in unveränderter Reihenfolge in Richtung Tamburello-Schikane ab. Eddie Irvine verlor seinen Platz an den ausgezeichnet von der sechsten Position aus gestarteten Weltmeister Jacques Villeneuve. Doch schon beim ersten Boxenstopp in Runde 27 konnte sich der Ire gegenüber dem Kanadier durchsetzen, denn Ferrari arbeitete schneller als Williams.

Zu diesem Zeitpunkt lagen die beiden schon auf den Plätzen drei und vier, und Michael Schumacher war demzufolge zweiter. Was war passiert? Mika Häkkinen hatte in Runde 17 ein Getriebeschaden ereilt, der ihn zur Aufgabe zwang. Dieses Schicksal hätte ums Haar auch Coulthard getroffen, denn die Getriebe der McLaren litten an Überhitzung. Doch zum Leidwesen der 200.000 Tifosi rettete er sich noch vor Schumacher über die Ziellinie. Ein komfortabler Vorsprung von über 20 Sekunden erlaubte ihm gegen Rennende eine gemäßigte Gangart.

Sowohl McLaren als auch Ferrari waren mit einer Zwei-Stopp-Strategie unterwegs, und Coulthard konnte bei beiden Stopps seine Führung behaupten. Nachdem zum zweiten Mal in Folge beide Ferrari-Piloten auf dem Podium gestanden haben, schäumt Michael Schumacher trotzdem nicht über vor Optimismus. Er weiß ganz genau, daß sein zweiter Platz nur auf das technische Versagen von Häkkinens Auto zurückzuführen ist und das auch die Aufholjagd am Ende nicht möglich gewesen wäre, hätte Coulthards Wagen einwandfrei funktioniert.

Der Kerpener zieht Bilanz: "Wir haben mehr erreicht als erwartet und können zufrieden sein. Aber wir haben das Maximale aus dem Auto heraus geholt. Es gibt noch einiges zu verbessern, an der Aerodynamik und an der Mechanik."

Auch einen anderen Punkt spart Schumacher nicht aus: "Die Reifen müssen noch besser werden."

Zum Feiern bleibt der Scuderia nach dem Doppelerfolg keine Zeit. Schon in dieser Woche wird fleißig getestet, um für das nächste Rennen in Barcelona so gut es geht gerüstet zu sein.

Ferrari-Berater Niki Lauda jedenfalls ist nicht sehr optimistisch: Der Ferrari ist einfach nicht für diese Strecke geschaffen, versucht der Altmeister die Erwartungen so niedrig wie möglich zu halten.

  1. Coulthard, McLaren-Mercedes
  2. Michael Schumacher, Ferrari
  3. Eddie Irvine, Ferrari
  4. Jacques Villeneuve, Williams-Mecachrom
  5. Heinz-Harald Frentzen, Williams-Mecachrom
  6. Jean Alesi, Sauber-Petronas
Gregor Schulz
 
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